Samstag, 23.09.23
gefahrene Kilometer: 12km
…..und wieder geht es los. Um 06.28 Uhr geht der Zug vom Helmstedter Bahnhof zum Flughafen Hannover. Ich habe ein ungutes Gefühl bezüglich der Pünktlichkeit der Bahn, im Nachhinein sollte sich die Bahn aber als einziges pünktliches Verkehrsmittel auf dieser Reise herauskristallisieren.
Es geht per Flieger los in Hannover, der Flieger kommt zu spät an, fliegt 30 min. zu spät los und steht dann, nach Landung in Frankfurt, noch 30 weitere Minuten „doof“ in einer Parkposition bevor wir aussteigen dürfen. O-Ton des Piloten: „Sie haben ja vielleicht schon gehört das es Personalmangel in der Luftfahrt gibt. Heute trifft uns das in Form von nicht vorhandenen Busfahrern“. Irgendwann kommt dann doch ein Bus zu unserer Außenposition und bringt uns ins Terminal. Zweidrittel der Passagiere müssen nun laufen damit sie ihren Anschlussflug noch bekommen. Bei mir reicht es so dass ich nicht rennen muss, aber dennoch schnellen Schrittes unterwegs sein muss. Am Gate des Fliegers angekommen, der mich nach Vancouver bringen muss, dann die Durchsage das der Flieger zu spät bereitgestellt wurde und (Achtung: ihr ahnt es schon) Personalmangel bei den Reinigungskräften herrscht und der Flieger erst mit Verspätung sauber gemacht werden kann. Verzögerung ca. eine Stunde.
Nun ja, aus der Stunde sind dann 90 Minuten geworden. Langsam fange ich an zu schwitzen, da ich nur ca. 2 Stunden Puffer in meinem Zeitplan habe. Um Ortszeit 17: 30 Uhr schließt der Laden (GA Checkpoint) für volle zwei Tage (Sonntags und Montags nicht geöffnet) wo ich mein Motorrad abholen MUSS. Ich schreibe Megan eine Mail, das sie das Motorrad im Notfall vor die Tür stellen soll, wenn ich nicht pünktlich auftauche. Sonst wäre mein Reiseplan hinfällig. Ein mulmiges Gefühl bleibt.
Nun genieße ich erstmal das Upgrade im Flieger von der Economy in die Premium Economy. Die Lufthansa (aktuell leider nur die Lufthansa ☹) bietet seit einiger Zeit die Möglichkeit bis 72 Stunden vor Flug einen Betrag nach Wahl (das Minimum wird aber vorgegeben) für ein Upgrade zu bieten. Ich habe das schon mehrfach sowohl für Premium Economy und auch für Business Class getan und hatte auch schon bei beiden Klassen Glück das ich „dabei“ war. In diesem Fall waren es von mir gebotene 100 Euro Aufpreis gegenüber dem Normal von ca. 400 Euro Mehrkosten die ein Ticket in der Premium Eco normalerweise gegenüber der „normalen“ Economy -pro Fernstrecke- kostet. Als Vergleich: Für die Business Class sind es als Mindestgebot meist so ca. 600 Euro mehr gegenüber einem Normalpreis von ca. 2.500 Euro die als Mindestgebot seitens Lufthansa aufgerufen werden. Wohlgemerkt immer pro Strecke über den Atlantik. Fazit: Für 25 Prozent des Normal-Aufpreises zur Economy bekommt man dann -wenn man ein Glückskind ist 😊- mehr Beinfreiheit, breitere Sitze, eine weiter nach hinten verstellbarer Lehne, besseres Essen und ein Paar „Drinks“ mehr.
In Vancouver angekommen Grübel ich schon vor der Landung wie ich am besten so schnell wie möglich jetzt an mein Gepäck komme, die Zollkontrolle durchlaufe und zu meinem Motorrad komme. Als ich sich die Türen des Fliegers öffnen habe ich noch knapp zwei Stunden Zeit bis der Motorradhändler schließt. Die Türen öffnen sich, ich drängle ein wenig und bin (dank der Lage der Premium Economy Sitze im Flieger) einer der ersten der den Flieger verlässt. Vancouver ist ziemlich gut organisiert. Überall stehen so Self-Service Automaten herum wo man seinen Pass scannen muss und die Übliche Fragen muss. Bleiben sie um zu arbeiten, haben sie Obst dabei oder evtl. Drogen dabei, Bargeld über 10.000 Euro? Alles ordnungsgemäß mit Nein beantwortet…dann zum Zoll. Welcher Zoll? Wunderbar. Keiner mehr die doofen Fragen stellt. Es gibt einen Ausdruck an dem Automaten, den gibt man noch im Gehen einer Person vom Zoll in die Hand, fertig. Sehr gut, sehr schnell. Kein Vergleich mit den Schlangen am Zoll an US-Flughäfen!
Nun zum Gepäckband. Während ich warte, die vorab besorgte Handykarte ind Handy eingebaut. Ohne am Ziel Online zu sein (Uber bestellen, Google Maps) fahre ich solche Touren nicht mehr …sehr wichtig meiner Meinung nach. Das Gepäck ist da, unter den „interessierten“ Augen der Passagiere direkt am Kofferband Mopped Klamotten aus dem Koffer, gleich hier umziehen. Warum: es regnet ☹, 15 Grad. Nachher muss alles schnell gehen und ich habe keine Lust auf dem Parkplatz des Händlers im Regen mich umzuziehen. Noch ca. 75 Minuten bis der Mopped Händler schließt. Jetzt schnell per Handy ein Uber Taxi bestellt, raus aus dem Flughafen. Ahhhhh, sehr gut organisiert, überall sind Fahrspuren ausgeschildert, wo Autos von Privatleuten halten dürfen, wo Uber Taxis halten, normale Taxis. Alles getrennt und gut organisiert und beschildert…Grüße zum Berliner Flughafen, evtl. hätte sich da hier mal jemand vorab anschauen sollen.
Mein Fahrer, ein Inder mit Turban, kommt nach wenigen Minuten. Noch 70 Minuten Zeit. Wir quatschen ein wenig (er fährt 300 km pro Tag/ ca. 10.000 km für Uber pro Monat und schwört auf die Qualität von Honda Autos) und ich erläutere ihm meinen „tight schedule“ (engen Zeitplan). Er gibt Gas…. Ich schreibe Megan aus dem Auto: BITTE WARTE AUF MICH.
VIER Minuten bevor der Laden schließt erreiche ich dann den Motorrad Händler „GA Checkpoint“ im Vorort Port Coquitlam. Es sind gut 45km vom Flughafen hierher, die Fahrt hat in der Nachmittag Rushhour gut 70 Minuten gedauert. Fahrpreis gut 50 Euro (was ich als fair empfinde, für die Dauer, die Strecke und das Kostengefüge in Kanada). Zwei Damen haben auf mich gewartet, eine davon ist eine junge Frau namens Megan. Wir kannten uns bisher nicht, da Wolfgang (oder Thomas) bisher immer die Kawasaki vor Ort bei ihr abgegeben hatten. Cool finde ich das es junge Frauen als Motorradverkäuferinnen gibt. Bei uns ja eigentlich gefühlt eher eine Männerdomäne. Schnell noch eine kleine Gebühr bezahlt für den Wechsel eines Schlauches (Wolfgang hatte die Maschine mit einer Schraube im Vorderreifen abgestellt) und den Austausch eines Spiegels…und schon stehe ich draußen im leichten Nieselregen….und das Rollo des Motorradladens geht hinter mit abwärts. Puuh, erst mal durchatmen und dann die mitgebrachten Dinge aus dem Reisekoffer umgepackt. Den Koffer findet dann Megan am Dienstag vor ihrer Tür und kann diesen -so hatte ich es mit ihr besprochen- entsorgen.
Nun die mitgebrachten Softbags/Weichgepäcktaschen montiert. Naja, da passt nicht wirklich viel rein, aber Wolfgang hatte vorab bei seiner letzten Reise im Juli die ziemlich teuren Alukoffer des Motorrads abgebaut und per Post nach Alaska gesendet. Warum? Dazu am Ende der Reise dann mehr Infos.
Jetzt noch Navi angebaut und los. Navi funktioniert nicht. Mist. Warum nicht, hmmm? Wolfgang hatte schon vorab gesagt das er bei der Abstellung erst gemerkt hat das mit der 12 Volt Steckdose irgendwas nicht in Ordnung ist. Egal. Navi bleibt dann heute halt aus. Handy in den Tankrucksack gesteckt (siehe oben…Handykarte wichtig!) und per Handy zum 12 Kilometer entfernten Hotel navigiert. So richtig toll ist das Aktuell nicht, Zu viele Dinge auf dem Mopped die zu schlecht verstaut sind, kein Navi, es regnet. Egal, bis zum Hotel muss es gehen.
Langsam werde ich müde. Der Tag war schon ziemlich lang. Aber noch ist keine Zeit zum Ausruhen. Ich beziehe mein Hotel. Dank eines Zimmers im Erdgeschoss („First Floor please“…...in den USA/Kanada ist der 1. Stock IMMER das Erdgeschoss !) parke ich direkt vor meinem Zimmer. Im letzten Licht muss erst mal sämtliches Gepäck von dem Motorrad runter und ich demontiere dafür die Sitzbank und die Seitenverkleidungen der Maschine um zu wissen was mit der Steckdose los ist. Ohne Steckdose keine Lademöglichkeit für Handy/Navi etc…nicht gut. Es scheint irgendwo ein Kabelbruch zu sein. Ich benötige dringend eine neue Steckdose. Morgen früh dann als erstes in den Walmart. In der KFZ-Abteilung sollte sowas zu finden sein. Und übrigens: morgen ist Sonntag, machts nichts, der Walmart hat trotzdem ab 07:00 Uhr geöffnet.
Nun noch alle Gepäckrollen im Zimmer ausgeleert um zu checken, was habe ich den eigentlich alles an Ausrüstung da? Nach einem Jahr weiß man nicht mehr so ganz genau was noch da ist, zumal Wolfgang einiges Zeugs zusammen mit den Koffern nach Anchorage gesendet hat. Ergebnis: es ist Zuviel, gerade in Kombination mit den Weichgepäcktaschen die ich mitgebracht habe und wo ziemlich wenig reinpasst, lässt sich das nicht alles sicher und gut auf dem Motorrad verstauen. Ich finde einen Müllsack in unserem Gepäck und werde jetzt ca. ein drittel der Dinge entsorgen die ich nicht benötige, vorrangig die sich schnell und günstig beim nächsten Mal erneuern/austauschen lassen. Einige Planen, Tüten, eine alte Tasche, der riesige Gaskocher den ich mal in Kanada gekauft habe, ein älterer Topf…alles muss weg.
Die ganze Aktion zieht sich weitere zwei Stunden und gegen 21:00 Uhr Ortszeit (06:00 Uhr früh zuhause) „darf“ ich endlich schlafen. Der „lange Tag“ ist vorbei, ich war 26 Stunden auf den Beinen, eigentlich wollte ich noch was essen…aber egal, heute möchte ich nur noch schlafen. Gute Nacht!
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen