Mittwoch, 28. Mai 2025

Tag 5 => Lasershow! => Cody/ Wyoming – Rapid City/ South Dakota

Dienstag, 27.05.25
gefahrene Kilometer: 690 km

Mit dem ersten Sonnenlicht fängt für mich der Tag an. Es ist 06:00 Uhr, als ich den Gaskocher starte um den Tag mit einem heißen Instantkaffee beginnen zu können. Die Nacht war deutlich wärmer als gestern, obwohl der Campingplatz in Cody auf gut 1.600 Metern über dem Meer liegt. Das Beste ist aber, das es nicht feucht ist, auf dem Zelt und auf dem Motorrad ist kein Tau der Nacht sichtbar. So kann ich das Zelt incl. Zubehör trocken verpacken. Gegen 08:00 Uhr, starte ich die heutige, knapp. 700 km lange Tagesetappe. Ziel heute sind die „Black Hills“, bzw. die Stadt „Rapid City“ in Soth Dakota. Die „Black Hills“ sind eine Art Mittelgebirge, welches östlich der „Rocky Mountains“ und westlich der großen weiten Flächen („Great Plains“) des mittleren Westens, liegt

Bereits im ersten Ort nach Cody „erwischt es mich“. Ich halte an einer Tankstelle, schaue eher zufällig in den Rückspiegel und sehe dicht hinter mir, mit blinkemden Blau/Rotlicht, die Highway Police. Jeder kennt das ja aus amerikanischen Spielfilmen, wenn die US-Polizei so hinter einem steht, heißt das: ANHALTEN! Der Officer steigt aus und teilt mir mit, dass er mich „gelasert“ hat und das ich in der Ortschaft in einer „45 Meilen pro Stunde“ Zone, ca. 10 Meilen (16 km/h) zu schnell gefahren bin. Er fragt die üblichen Dinge, woher ich komme, wohin ich fahre und bittet mich um Erklärung warum ich als deutscher Tourist ein Motorrad aus Alaska fahre. Der Officer verlangt von mir den deutschen Führerschein und die US-Zulassungsbescheinigung der Kawasaki, geht zurück in sein Polizeifahrzeug und überprüft online die Richtigkeit der Zulassung. Nun überkommt mich ein mulmiges Gefühl. Ist mit der Zulassung alles in Ordnung? Immerhin steht nicht MEINE Adresse in der Zulassung, sondern nur IRGENDEINE Adresse (in diesem Fall ist es -in Alaska ist das erlaubt- die Adresse des Händlers wo ich das Motorrad gekauft habe). Interessanterweise fragt er nicht nach meiner Versicherung. Dazu muss man wissen, dass man, im Gegenteil zu Deutschland, in den USA ein Fahrzeug auch ohne Versicherung anmelden (registrieren) kann, da in den USA nicht das Fahrzeug (wie in Deutschland) sondern der Fahrer versichert ist. Nach ca. fünf Minuten kommt der Officer zu mir zurück und gibt mir meine Zulassungsbescheinigung zurück. Es sei alles in Ordnung und ich möge mich doch bitte zukünftig an die Geschwindigkeitsbegrenzungen halten. Ich darf, ohne Zahlung einer Strafgebühr, weiterfahren. Danke dafür an die „Highway Patrol Montana“, auch für die zuvorkommende und nette Behandlung.

Jetzt aber weiter. Ich fahre heute wieder überwiegend kleinere Highways (die dann so ähnlich unserer Bundesstraßen sind) und noch kleinere Landstraßen. Die Landschaften wechseln sich ab. Anfänglich weites Grasland, wo Rinder weiden. Riesige selbstfahrende Bewässerungssysteme für die Weiden prägen die Landschaft. Schilder am Straßenrand mit dem Hinweis „Beef Country“ und „Eat Beef“ weisen deutlich darauf hin, was hier Produkt Nr.1 in der Region ist: Rindfleisch! Vegetarier haben es hier schwer…

Nach ca. 200 km Fahrtstrecke durchquere ich die „Bighorn Mountains“. Nun wird es wieder ziemlich bergig, ein gut 2.800 Meter hoher Pass muss überquert werden und „oben“ wird es wieder ziemlich frisch incl. Schnee auf den Gipfeln. Bei wenigen Grad Celsius im Plusbereich sehne ich mich nach der „Abfahrt“ wieder runter in die weite Ebene. Ich werde erhört, es geht wieder abwärts und nach ca. 500 km Tagesstrecke verlasse ich die Berge und erreiche, nun wieder bei angenehmen 20 Grad Außentemperatur, die Interstate 90. Nun noch ca. 100 km Autobahn, dann erreiche ich die „Black Hills“.

Ich verlasse die Autobahn und durchquere das Norden dieses Gebirges. Sehr angenehm zufahren, nicht alpin, eher leicht hügelig. Die Wiesen sind saftig grün und Kiefernduft liegt in der Luft. Nach meiner Meinung nach müssten die Berge eigentlich „Red Hills“ heißen, da die Berge, angestrahlt durch die tiefstehende Sonne, in sattem rot leuchten. Auf meinem Weg durch die Berge schaue ich mir noch den „Devils Tower“ an. Eine turmartige Steinsäule die ca. 265 Meter aus der Landschaft herausragt. Schon vor Urzeiten als Landmarker genutzt, dient der „Stein“ heutzutage im Sommer hunderten Kletterern als „Objekt der Begierde“. Übrigens ist der „Devils Tower“ im Jahr 1906 als erstes US „National Monument“ ausgewiesen worden (..und diente 1977 im Spielberg Film „Die unheimliche Begegnung der dritten Art“ als Drehort).

Ein paar Kilometer weiter liegt der geographische Mittelpunkt der USA. Eine kleine unscheinbare Tafel an der Straße gelegen in einem Mini-Museum. Ok, war jetzt nicht geplant, aber wenn ich schon mal in der Nähe bin, fahre ich natürlich hin. Ich habe keine Ahnung wie die das messen (auch im Bezug auf Hawaii und Alaska) aber offiziell ist es die Mitte. Ein Kurzes Foto und weiter. Genau gegenüber erblicke ich dann die günstigste Tankstelle auf meiner bisherigen Reise. Bei dem aktuellen recht attraktiven Dollarkurs zum Euro (Stand: Mai 2025 => 1 Dollar = 88 Eurocent bzw. 1 Euro = 1,14 Dollar) und auf Liter umgerechnet, werden hier 62 Eurocent pro Liter verlangt. Das heißt natürlich für mich: hier volltanken!

50 km weiter liegt der Ort Sturgis/ South Dakota. Ich denke fast jeder Motorradfahrer kennt diesen Ort. Sturgis hat nur ca. 7.000 Einwohner, aber einmal im Jahr (meist in der ersten Augustwoche) ist die die Hölle los. Sturgis ist bekannt für die jährliche (seit 1938!) „Sturgis Motorcycle Rally“ (wobei der Begriff Rally in den USA nicht für ein Rennen, sondern nur für ein „Treffen“ steht) , mit ca. einer halben Million Besuchern. Neben der „Daytona Beach Bike Week“ in Florida ist sie die größte Motorradveranstaltung der Welt. Während der Veranstaltung heißt es dann in Sturgis „sehen und gesehen werden“. Auf der Hauptstraße (Main Street) steht dann Motorrad an Motorrad (übrigens zu 90% der Marke Harley Davidson) und die Hotelpreise explodieren. Während meines Besuches hier und heute, ist es ungefähr hier so wie auf dem Ballermann in Arenal im Winter…tote Hose.

Nach 690 km Tagesstrecke erreiche ich „Rapid City“ und beziehe mein Hotel namens „Rapid City Microhotel“. DIE Überraschung schlechthin. Neu, modern, gut ausgestattet und günstig. Wurde mein Gemecker der letzten Jahre über die mindere Hotelqualität zu gesalzenen Preisen etwa erhört? Das beste Hotel für mich in den USA seit Jahren. Allerdings spielen hier sicherlich die Vorsaison und ein aktuell guter Eurokurs zum Dollar auch eine Rolle. 62 Euro pro Nacht, sehr fair. Die Hotelkette muss ich mir merken.

Ich bereite mir im Hotelzimmer noch ein Abendessen mit einer Instantsuppe zu (der Kaffeeautomat in der Lobby spendet heißes Wasser), schaue ein wenig „US True Crime“ Serien im TV und gegen 21:00 Uhr gehen dann im Hotelzimmer und bei mir (das frühe Aufstehen der letzten Tage fordert seinen Tribut) die Licher aus…

 






Dienstag, 27. Mai 2025

Tag 4 => Du bist so heiß wie ein Vulkan…. => West Yellowstone/ Montana – Cody/ Wyoming

Montag, 26.05.25
gefahrene Kilometer: 240 km

Als hätte ich es nicht geahnt: die Nacht wird saukalt. Gegen 02:00 Uhr wache ich fröstelnd in meinem Schlafsack auf. Der am Schlafsack ausgewiesene „Komfortbereich“ scheint meinen Komfortbereich nicht wirklich zu treffen…ich friere.
Trotz Jogginghose und Sweatshirt muss noch „was zusätzliches her“. Ich hatte mir gestern Abend schon Gedanken darüber gemacht und die Lösung ist meine Unterzieh-Heizweste. Diese wird mit einer Powerbank betrieben und diese hält ca. 3-4 Stunden auf kleinster Heizstufe. Wunderbar, Heizweste angezogen, angeschaltet und die Nacht war gerettet. Für unter 100 Euro eine, meiner Meinung nach, tolle Investition so eine Weste. Die warme Weste lässt mich in meinem Schlafsack nun schnell wieder einschlafen.

Morgens gegen 06:00 Uhr krabbele ich aus dem Zelt. Es ist schon hell, die Sonne scheint auf das Zelt. Trotzdem sagt das Thermometer: ein Grad plus. Ich wette heute Nacht hatten wir Besuch von „Väterchen Frost“. Das war definitiv meine kälteste Nacht in gut 35 Jahren (hin und wieder mal) Camping. Die Finger sind kalt, erst einmal Wasser auf dem Gaskocher kochen und einen Instantkaffee zubereiten. So fängt der Tag schon mal gut an. Ich frühstücke, verpacke und quatsche noch mit Chris aus Montana, meinem Zeltnachbarn. Ich schenke ihm noch meine 110 Volt US-Bohrmaschine (bevor ich sie wegschmeiße, vielleicht kann er sie gebrauchen), die seit letztem Jahr in meinem Koffer liegt und nur unnötig Platz verbraucht. Ich hatte mir die Maschine ja in Anchorage gekauft um mein Top Case befestigen zu können (Der Händler hatte es ja damals verpennt, das Top Case zu montieren)

08:00 Uhr, los geht´s zum West-Eingang des Yellowstone National Park. In Dreierreihen stehen die Autos am Kassenhaus in ellenlangen Schlangen. Na toll, wenn jetzt in der Vorsaison hier schon so viel los ist, dann ist im Sommer vermutlich kein Vorankommen mehr. Ich war 1994 schon mal während meiner ersten USA Reise hier, daher fahre ich die Hauptspots nur noch zum Teil an und halte lieber an der Straße an wo nicht jeder anhält. Die brodelnden Geysire und Quellen sind toll anzusehen, insbesondere weil es heute früh wieder sehr kühl und klar ist, da „Qualmt“ der Wasserdampf dann noch mal besonders gut in der kalten Außenluft. Man darf bei dem tollen Anblick nie vergessen, dass der Yellowstone ein einziger Supervulkan ist, der nach den aktuellen Erkenntnissen ungefähr alle 600.000 Jahre ausgebrochen ist. Der letzte Ausbruch war vor 630.000 Jahren. Der Vulkan ist also überfällig. Nun na, ich baue mal drauf das es nicht heute passiert und fahre einige Stunden und ca. 150 km durch den Park. Die Strecken sind wirklich toll zu fahren. Ich verlasse den Park über den östlichen Ausgang. Kurz vor dem Ausgang führt die Straße auf über 2.600 Meter Höhe entlang. An den Straßenrändern liegt noch Schnee, ich habe wirklich Glück mit dem Wetter.

Ca. 80 km vom östlichen Ausgang des Parks liegt die Stadt „Cody“. Ich erreiche die Stadt am frühen Nachmittag. Das Wetter ist gut, das Zelt kann noch mal aufgebaut werden. Ich komme in Innenstadtnähe auf dem „Ponderosa Campground“ unter. Etwas rustikale Toiletten und Duschen aber die Die Stellplätze sind schön und um mich herum sind zig Plätze frei (Vorsaison). 44 Dollar wechseln den Besitzer. Übrigens das erste Bargeld welches ich ausgebe, da der Campingplatz keine Kreditkarten nimmt (DAS ist mit Kreditkartenland USA allerdings schon sehr speziell und selten)

Ich baue mein Zelt auf und plane schon einmal grob meine Strecke für morgen. Nach den „lächerlichen“ 240 km heute, wird dann morgen wieder mehr sein. Nach dem Check der Planung ziehe ich mich „leicht“ an, da es wirklich warm ist. Das Thermometer sagt zwar nur 25 Grad aber die Sonne steht steil am Himmel und brennt. Am Nachmittag gehe ich vom Campingplatz aus zu Fuß in die Stadt und schaue mich ein wenig um. Cody ist „Cowboyland“, das ist auch an den Gebäuden und Geschäften in der Stadt deutlich zu erkennen. Es gibt in der Stadt jeden Abend im Sommer ein Rodeo, leider erst ab Juni, ich bin gut eine Woche zu früh dran dafür.

Die Stadt wurde von William Frederick Cody, genannt Buffalo Bill, im Jahr 1896 gegründet und nach ihm benannt. In Cody dreht sich alles um „Buffalo Bill“. Zwischen 1867 und 1868 versorgte er die Arbeiter der Kansas Pacific Railway als Jäger mit Bisonfleisch. Hierbei tat er sich als sehr erfolgreicher Bisonjäger hervor und erhielt seinen Namen „Buffalo Bill“. William Frederick Cody, gründete 1883 seine Buffalo Bill’s Wild West Show. Die Show stellte ein riesiges Aufgebot an Menschen und Tieren dar, und es gelang William Frederick Cody, berühmte indianische Häuptlinge wie Sitting Bull als Mitwirkende zu engagieren. Cody exportierte seine Show auch nach Europa. Die Buffalo Bill’s Wild West Show wurde erstmals am 19. April 1890 in München aufgeführt.





Montag, 26. Mai 2025

Tag 3 => Der Berg ruft => Coeur d´Alene / Idaho – West Yellowstone/ Montana

Sonntag, 25.05.25
gefahrene Kilometer: 670 km

Ab 05:00 Uhr morgens gibt es kostenlosen Kaffee an der Rezeption des Motels in dem ich aktuell übernachte. Da bin ich doch dabei. Zwei heiße Kaffees abgeholt, dann frühstücken, anziehen, das Motorrad aufladen, zur Tankstelle nebenan zum Tanken…und schon sitze ich wieder ab 06:00 Uhr auf dem Motorrad in Richtung „West Yellowstone“. Ich ziehe mich wieder dick an, da die Temperaturen an diesem Morgen wieder einstellig sind. Diesmal noch wärmere Handschuhe (gut gefüttert) als gestern früh. Da es heute im Prinzip eine Etappe ist, die darauf angelegt ist, zügig anzukommen, gibt es wenige Highlights unterwegs bzw. es gibt wenig zu berichten. Doch halt: so ganz stimmt das dann doch nicht. Ich fahre zwar die „Interstate 90“, aber die 500 km auf der Autobahn sind abwechslungsreicher als gedacht. Die längste Interstate (Autobahn) der USA geht einmal quer von der Westküste zur Ostküste und ist 4959 km lang. Auf den 500 km die ich diese Straße fahre, führt die Interstate 90 überwiegend sehr kurvig durch die bergigen und waldreichen Gebiete von Iowa und Montana. Es gibt immer was Neues zu entdecken. Seen, Flüsse, Dorfer, Städte, etc. Nach 150 km halte ich das erste Mal an, es ist doch kälter als gedacht. Ich stelle mich an einer Tankstelle in die Sonne, hole für unter zwei Euro einen großen Kaffee aus der Tanke und wärme mich eine halbe Stunde auf.


Weiter geht´s. immer höher schraubt sich die Autobahn auf Gebirgsniveau. Während die Interstate sich auf den ersten ca. 250 km meiner Strecke immer so auf 800 bis 1.000 Meter befindet, fahre ich die zweiten ca. 250 km immer zwischen 1.000 und 1.800 Metern über dem Meeresspiegel. Dem Navi sei Dank, die Höhe kann ich dort während der Fahrt ablesen. Gegen mittig sind dann schon wieder ca. 25 Grad Celsius, die Sonne scheint, der Himmel ist klar.

Heute wird das Zelt ausgepackt! Nach ca. 10 Stunden Fahrt (incl. Pausen) komme ich an meinem vorbuchten Campingplatz „KOA Yellowstone Park/Mountainside“ gegen 16:000 Uhr an. Ich habe extra die frühe Abfahrt gewählt und „Gas gegeben“ damit der Zeltaufbau noch am Nachmittag bei angenehmen Temperaturen stattfinden kann. Der Platz ist gut ausgestattet, am mir zugewiesen Platz steht der übliche Feuerring und eine Sitzgarnitur und eine (damit habe ich nicht gerechnet) Hollywoodschaukel. Die Sanitäranlagen machen einen guten Eindruck und kostenloses WLAN gibt es auch. Sehr gut! Etwas anderes habe ich aber eigentlich von KOA-Plätzen (KOA = Kampgrounds of America, die weltweit größte Campingkette mit über 500 Standorten in Nordamerika) nicht erwartet. Nicht ganz billig, aber immer gut ausgestattet.

Das Zelt ist schnell aufgebaut, jetzt wird es Zeit für eine heiße Instantsuppe aus dem Motorradkoffer. Ich zaubere mir ein „Dreigänge Menü“ (Bier, Brot, Instantsuppe) und sitze zum Essen auf meiner privaten Sitzbankgruppe unter einer großen Tanne direkt am Zelt. Es ist windstill, immer noch sonnig, es ist wirklich angenehm hier. Für Abendinterhaltung ist auch gesorgt. Zwei Stellplätze weiter sind zeitgleich mit mir zwei Damen angekommen, die aktuell ihre beiden Zelte aufbauen. Während ich: mein Zelt aufgebaut habe, meine Suppe zubereitet habe, gegessen habe, zwei Bier getrunken habe..und diese Zeilen schreibe, pusten sie gerade mit ihrem Minikompressor die ca. 20 cm (!) dicke Luftmatratze auf. Sehr amüsant anzusehen, der „Aufbau“ dort drüben dauert bestimmt insgesamt zwei Stunden.

Jetzt noch mal schnell zum Intro dieses Beitrages zurück „der Berg ruft“: der Campingplatz liegt auf 2071 Metern über dem Meer. Aktuell (nachmittags 17:00 Uhr) sind ca. 25 Grad Celsius, es ist lauschig warm. Allerdings sagt der Wetterbericht für heute Nacht: 0-2 Grad voraus. Ich bin sehr gespannt, wie mein Schlafsack sich so macht heute Nacht….





Sonntag, 25. Mai 2025

Tag 2 => „Grenzerfahrungen" (Teil 2) => Hope/Kanada – Coeur d´Alene / Idaho / USA

Samstag, 24.05.25
gefahrene Kilometer: 580 km

Ist stehe früh auf. Sehr früh. Mein Körper sagt mit „Los aufstehen, es ist 11:00 Uhr vormittags". Das stimmt auch, nur leider nicht hier vor Ort, hier ist es 02:00 Uhr nachts. Ich nutze die Zeit, schreibe meinen Blog bzw. Beitrag, bereite mir in der Mini-Kaffeemaschine des Motelzimmers eine entsprechende Mini-Kanne Kaffee und frühstücke meine mitgebrachten Lebensmittel die ich noch gestern im Walmart gekauft hatte. Um 06:00 Uhr sitze ich startklar an der örtlichen Tankstelle in Hope auf meiner voll aufgetankten Kawasaki und starte in den Tag. Es ist schon seit 05:00 Uhr hell, aber mit ca. 8 Grad Celsius noch recht frisch. Der zusätzliche Pullover, etwas wärmere Handschuhe und die Regenjacke als zusätzlicher Windschutz müssen „ran“. Ich nehme heute überwiegend kleinere Straßen und vermeide Autobahnen wo es geht. Los geht es über die Straße Nummer 3, den sogenannten „Crowsnest Highway“. Dieser Highway ist sie südlichste Fernstraße Kanadas, der im weiteren Verlauf die Rocky Mountains überquert. Die Straße lässt sich gut fahren, sie führt mich ca. 250 km ab Hope durch bewaldetes und bergiges Terrain bis zur US-Grenze. Gegen 08:00 Uhr schafft es die Sonne über die Berge, die Temperaturen werden nun so langsam zweistellig. Ich habe mir heute bewusst einen sehr kleinen Grenzübergang ausgesucht („Nighthawk“). Dieser Grenzübergang ist nachts geschlossen und öffnet um 09:00 Uhr morgens. Gegen 09:05 Uhr erreiche ich den Grenzübergang und an diesem Morgen der erste „Kunde“ dort. Ich rolle auf den Grenzbeamten zu, stelle den Motor ab und steige ab. Fehler, ich werde gleich sehr stringent ermahnt, dass ich an einem US-Grenzübergang niemals vom Motorrad absteigen soll. Ok, wieder was dazu gelernt. Der Rest ist relativ entspannt, die üblichen Fragen ob ich Fleisch oder Obst dabeihätte, oder ob ich mehr als 10.000 Dollar in bar dabeihätte. Nachdem ich beides verneint habe, wurde ich von Grenzer Nr.1 zu Grenzer Nr. 2 geschickt (mehr Personal hat die Grenzstation auch nicht). Hier durfte ich dann das „I-95“ Formular ausfüllen und 6 Euro Einreisegebühr bezahlen. Nach ca. 20 Minuten war alles erledigt. Für meine Einreisestempel im Pass aus diversen Türkei-Urlauben hat sich diesmal keiner interessiert (wie im September 2023 am Grenzübergang von Vancouver nach Seattle wo ich zum Zweit-Interview musste, weil die Grenzer dachten, wer in die Türkei fährt, war bestimmt auch in Syrien und im Irak). Auch die Papiere der Kawasaki interessierten hier heute niemanden. Willkommen im Bundesstaat Washington. Ich bin „drin“…

Kurz hinter der Grenze halte ich an einem lauschigen Plätzchen an einem Fluss an und „feiere“ meine erfolgreiche Einreise mit Blaubeer-Muffins und Orangensaft. Die Sonne wärmt nun mittlerweile schon ziemlich, der Himmel ist blau und die Berge im Hintergrund sind auf den Gipfeln noch verschneit. Ein toller Anblick und beste Verhältnisse für die nächsten Stunden der Motorradtour.

Nach ca. 400 km Tagesstrecke durch bergige und bewaldete Landschaften erreiche ich den „Grand Coulee Dam“. Neben dem Hoover Dam gehört diese Talsperre zu den bekanntesten der USA. Die Staumauer ist fast 1,6 km lang und 168 m hoch. Die elektrische Leistung des Kraftwerks beträgt heutzutage ca. 6.800 Megawatt. Der Bauzeitraum der Staumauer war 1933-1941, zu diesem Zeitpunkt war sie die größte Talsperre der Welt. Interessantes geschichtliches Detail: Ohne dies Staumauer hätte es die Atombombe der Amerikaner evtl. nicht gegeben. Die Elektrizität für die Plutoniumproduktion zur damaligen Atombombenproduktion, wurde hier produziert!

Ich fahre weiter über die nun flache und landwirtschaftlich genutzte (für den Motorradfahrer eher langweilige) Ebene und erreiche nach ca. 500km Gesamtstrecke die Stadt Spokane, ebenfalls im Bundesstaat Washington. Spokane ist die zweitgrößte Stadt in Washington mit ca. 200.000 Einwohnern und war 1974 Austragungsort des Weltausstellung Expo. Ich fahre durch die Stadt und parke für drei Dollar Gebühr am „River State Park“. Dieser kleine gepflegte Park liegt unmittelbar am durch die Stadt fließenden „Spokane River“. Der Fluss ist hier besonders schön anzusehen, da er sich hier über zwei Wasserfälle talwärts bewegt. Hier im Park ist auch noch der US-Pavillon zu ersehen welcher Teil der Weltausstellung 1974 war. Ich laufe ca. 45 Minuten durch den Park, dann bin ich koch gar. Es sind mittlerweile 27 Grad und ich laufe in Motorradkleidung herum, Jeder, der mir entgegenkommt ist dagegen sommerlich „kurz“ gekleidet. Nach ca. einer Stunde Aufenthalt in Spokane verlasse ich die Stadt in Richtung meines Tagesziels: Coeur d´Alene. Die Stadt ist am gleichnamigen See gelegen und bietet daher einen hohen Freizeitwert, die Stadt ist in den USA sehr beliebt als regionales Urlaubsziel. Ich fahre zum See, schaue mich ein wenig um und möchte den Abend bei nun fast 30 Grad Außentemperatur mit einem eiskalten Bier abschließen. Ich suche mir also einen „Liquor Store“ raus, fahre hin und frage nach Bier (da ich nur Unmengen von hochprozentigem in dem Laden finde). Die Verkäufer schauen mich verwundert an und geben mir den Hinweis, dass es Bier im „Supermarkt gegenüber“ gibt. Ah ja, anderer Bundesstaat (Idaho), andere Gesetze. Während es (so kenne ich es) in vielen US -Bundesstaaten Bier nur in den erwähnten „Liquor Stores“ gibt, ist es hier frei verkäuflich. Prost!