Dienstag, 27.05.25
gefahrene Kilometer: 690 km
Mit dem ersten Sonnenlicht fängt für mich der Tag an. Es ist 06:00 Uhr, als ich den Gaskocher starte um den Tag mit einem heißen Instantkaffee beginnen zu können. Die Nacht war deutlich wärmer als gestern, obwohl der Campingplatz in Cody auf gut 1.600 Metern über dem Meer liegt. Das Beste ist aber, das es nicht feucht ist, auf dem Zelt und auf dem Motorrad ist kein Tau der Nacht sichtbar. So kann ich das Zelt incl. Zubehör trocken verpacken. Gegen 08:00 Uhr, starte ich die heutige, knapp. 700 km lange Tagesetappe. Ziel heute sind die „Black Hills“, bzw. die Stadt „Rapid City“ in Soth Dakota. Die „Black Hills“ sind eine Art Mittelgebirge, welches östlich der „Rocky Mountains“ und westlich der großen weiten Flächen („Great Plains“) des mittleren Westens, liegt
Bereits im ersten Ort nach Cody „erwischt es mich“. Ich halte an einer Tankstelle, schaue eher zufällig in den Rückspiegel und sehe dicht hinter mir, mit blinkemden Blau/Rotlicht, die Highway Police. Jeder kennt das ja aus amerikanischen Spielfilmen, wenn die US-Polizei so hinter einem steht, heißt das: ANHALTEN! Der Officer steigt aus und teilt mir mit, dass er mich „gelasert“ hat und das ich in der Ortschaft in einer „45 Meilen pro Stunde“ Zone, ca. 10 Meilen (16 km/h) zu schnell gefahren bin. Er fragt die üblichen Dinge, woher ich komme, wohin ich fahre und bittet mich um Erklärung warum ich als deutscher Tourist ein Motorrad aus Alaska fahre. Der Officer verlangt von mir den deutschen Führerschein und die US-Zulassungsbescheinigung der Kawasaki, geht zurück in sein Polizeifahrzeug und überprüft online die Richtigkeit der Zulassung. Nun überkommt mich ein mulmiges Gefühl. Ist mit der Zulassung alles in Ordnung? Immerhin steht nicht MEINE Adresse in der Zulassung, sondern nur IRGENDEINE Adresse (in diesem Fall ist es -in Alaska ist das erlaubt- die Adresse des Händlers wo ich das Motorrad gekauft habe). Interessanterweise fragt er nicht nach meiner Versicherung. Dazu muss man wissen, dass man, im Gegenteil zu Deutschland, in den USA ein Fahrzeug auch ohne Versicherung anmelden (registrieren) kann, da in den USA nicht das Fahrzeug (wie in Deutschland) sondern der Fahrer versichert ist. Nach ca. fünf Minuten kommt der Officer zu mir zurück und gibt mir meine Zulassungsbescheinigung zurück. Es sei alles in Ordnung und ich möge mich doch bitte zukünftig an die Geschwindigkeitsbegrenzungen halten. Ich darf, ohne Zahlung einer Strafgebühr, weiterfahren. Danke dafür an die „Highway Patrol Montana“, auch für die zuvorkommende und nette Behandlung.
Jetzt aber weiter. Ich fahre heute wieder überwiegend kleinere Highways (die dann so ähnlich unserer Bundesstraßen sind) und noch kleinere Landstraßen. Die Landschaften wechseln sich ab. Anfänglich weites Grasland, wo Rinder weiden. Riesige selbstfahrende Bewässerungssysteme für die Weiden prägen die Landschaft. Schilder am Straßenrand mit dem Hinweis „Beef Country“ und „Eat Beef“ weisen deutlich darauf hin, was hier Produkt Nr.1 in der Region ist: Rindfleisch! Vegetarier haben es hier schwer…
Nach ca. 200 km Fahrtstrecke durchquere ich die „Bighorn Mountains“. Nun wird es wieder ziemlich bergig, ein gut 2.800 Meter hoher Pass muss überquert werden und „oben“ wird es wieder ziemlich frisch incl. Schnee auf den Gipfeln. Bei wenigen Grad Celsius im Plusbereich sehne ich mich nach der „Abfahrt“ wieder runter in die weite Ebene. Ich werde erhört, es geht wieder abwärts und nach ca. 500 km Tagesstrecke verlasse ich die Berge und erreiche, nun wieder bei angenehmen 20 Grad Außentemperatur, die Interstate 90. Nun noch ca. 100 km Autobahn, dann erreiche ich die „Black Hills“.
Ich verlasse die Autobahn und durchquere das Norden dieses Gebirges. Sehr angenehm zufahren, nicht alpin, eher leicht hügelig. Die Wiesen sind saftig grün und Kiefernduft liegt in der Luft. Nach meiner Meinung nach müssten die Berge eigentlich „Red Hills“ heißen, da die Berge, angestrahlt durch die tiefstehende Sonne, in sattem rot leuchten. Auf meinem Weg durch die Berge schaue ich mir noch den „Devils Tower“ an. Eine turmartige Steinsäule die ca. 265 Meter aus der Landschaft herausragt. Schon vor Urzeiten als Landmarker genutzt, dient der „Stein“ heutzutage im Sommer hunderten Kletterern als „Objekt der Begierde“. Übrigens ist der „Devils Tower“ im Jahr 1906 als erstes US „National Monument“ ausgewiesen worden (..und diente 1977 im Spielberg Film „Die unheimliche Begegnung der dritten Art“ als Drehort).
Ein paar Kilometer weiter liegt der geographische Mittelpunkt der USA. Eine kleine unscheinbare Tafel an der Straße gelegen in einem Mini-Museum. Ok, war jetzt nicht geplant, aber wenn ich schon mal in der Nähe bin, fahre ich natürlich hin. Ich habe keine Ahnung wie die das messen (auch im Bezug auf Hawaii und Alaska) aber offiziell ist es die Mitte. Ein Kurzes Foto und weiter. Genau gegenüber erblicke ich dann die günstigste Tankstelle auf meiner bisherigen Reise. Bei dem aktuellen recht attraktiven Dollarkurs zum Euro (Stand: Mai 2025 => 1 Dollar = 88 Eurocent bzw. 1 Euro = 1,14 Dollar) und auf Liter umgerechnet, werden hier 62 Eurocent pro Liter verlangt. Das heißt natürlich für mich: hier volltanken!
50 km weiter liegt der Ort Sturgis/ South Dakota. Ich denke fast jeder Motorradfahrer kennt diesen Ort. Sturgis hat nur ca. 7.000 Einwohner, aber einmal im Jahr (meist in der ersten Augustwoche) ist die die Hölle los. Sturgis ist bekannt für die jährliche (seit 1938!) „Sturgis Motorcycle Rally“ (wobei der Begriff Rally in den USA nicht für ein Rennen, sondern nur für ein „Treffen“ steht) , mit ca. einer halben Million Besuchern. Neben der „Daytona Beach Bike Week“ in Florida ist sie die größte Motorradveranstaltung der Welt. Während der Veranstaltung heißt es dann in Sturgis „sehen und gesehen werden“. Auf der Hauptstraße (Main Street) steht dann Motorrad an Motorrad (übrigens zu 90% der Marke Harley Davidson) und die Hotelpreise explodieren. Während meines Besuches hier und heute, ist es ungefähr hier so wie auf dem Ballermann in Arenal im Winter…tote Hose.
Nach 690 km Tagesstrecke erreiche ich „Rapid City“ und beziehe mein Hotel namens „Rapid City Microhotel“. DIE Überraschung schlechthin. Neu, modern, gut ausgestattet und günstig. Wurde mein Gemecker der letzten Jahre über die mindere Hotelqualität zu gesalzenen Preisen etwa erhört? Das beste Hotel für mich in den USA seit Jahren. Allerdings spielen hier sicherlich die Vorsaison und ein aktuell guter Eurokurs zum Dollar auch eine Rolle. 62 Euro pro Nacht, sehr fair. Die Hotelkette muss ich mir merken.
Ich bereite mir im Hotelzimmer noch ein Abendessen mit einer Instantsuppe zu (der Kaffeeautomat in der Lobby spendet heißes Wasser), schaue ein wenig „US True Crime“ Serien im TV und gegen 21:00 Uhr gehen dann im Hotelzimmer und bei mir (das frühe Aufstehen der letzten Tage fordert seinen Tribut) die Licher aus…