gefahrene Kilometer: 580 km
Ist stehe früh auf. Sehr früh. Mein Körper sagt mit „Los aufstehen, es ist 11:00 Uhr vormittags". Das stimmt auch, nur leider nicht hier vor Ort, hier ist es 02:00 Uhr nachts. Ich nutze die Zeit, schreibe meinen Blog bzw. Beitrag, bereite mir in der Mini-Kaffeemaschine des Motelzimmers eine entsprechende Mini-Kanne Kaffee und frühstücke meine mitgebrachten Lebensmittel die ich noch gestern im Walmart gekauft hatte. Um 06:00 Uhr sitze ich startklar an der örtlichen Tankstelle in Hope auf meiner voll aufgetankten Kawasaki und starte in den Tag. Es ist schon seit 05:00 Uhr hell, aber mit ca. 8 Grad Celsius noch recht frisch. Der zusätzliche Pullover, etwas wärmere Handschuhe und die Regenjacke als zusätzlicher Windschutz müssen „ran“. Ich nehme heute überwiegend kleinere Straßen und vermeide Autobahnen wo es geht. Los geht es über die Straße Nummer 3, den sogenannten „Crowsnest Highway“. Dieser Highway ist sie südlichste Fernstraße Kanadas, der im weiteren Verlauf die Rocky Mountains überquert. Die Straße lässt sich gut fahren, sie führt mich ca. 250 km ab Hope durch bewaldetes und bergiges Terrain bis zur US-Grenze. Gegen 08:00 Uhr schafft es die Sonne über die Berge, die Temperaturen werden nun so langsam zweistellig. Ich habe mir heute bewusst einen sehr kleinen Grenzübergang ausgesucht („Nighthawk“). Dieser Grenzübergang ist nachts geschlossen und öffnet um 09:00 Uhr morgens. Gegen 09:05 Uhr erreiche ich den Grenzübergang und an diesem Morgen der erste „Kunde“ dort. Ich rolle auf den Grenzbeamten zu, stelle den Motor ab und steige ab. Fehler, ich werde gleich sehr stringent ermahnt, dass ich an einem US-Grenzübergang niemals vom Motorrad absteigen soll. Ok, wieder was dazu gelernt. Der Rest ist relativ entspannt, die üblichen Fragen ob ich Fleisch oder Obst dabeihätte, oder ob ich mehr als 10.000 Dollar in bar dabeihätte. Nachdem ich beides verneint habe, wurde ich von Grenzer Nr.1 zu Grenzer Nr. 2 geschickt (mehr Personal hat die Grenzstation auch nicht). Hier durfte ich dann das „I-95“ Formular ausfüllen und 6 Euro Einreisegebühr bezahlen. Nach ca. 20 Minuten war alles erledigt. Für meine Einreisestempel im Pass aus diversen Türkei-Urlauben hat sich diesmal keiner interessiert (wie im September 2023 am Grenzübergang von Vancouver nach Seattle wo ich zum Zweit-Interview musste, weil die Grenzer dachten, wer in die Türkei fährt, war bestimmt auch in Syrien und im Irak). Auch die Papiere der Kawasaki interessierten hier heute niemanden. Willkommen im Bundesstaat Washington. Ich bin „drin“…
Kurz hinter der Grenze halte ich an einem lauschigen Plätzchen an einem Fluss an und „feiere“ meine erfolgreiche Einreise mit Blaubeer-Muffins und Orangensaft. Die Sonne wärmt nun mittlerweile schon ziemlich, der Himmel ist blau und die Berge im Hintergrund sind auf den Gipfeln noch verschneit. Ein toller Anblick und beste Verhältnisse für die nächsten Stunden der Motorradtour.
Nach ca. 400 km Tagesstrecke durch bergige und bewaldete Landschaften erreiche ich den „Grand Coulee Dam“. Neben dem Hoover Dam gehört diese Talsperre zu den bekanntesten der USA. Die Staumauer ist fast 1,6 km lang und 168 m hoch. Die elektrische Leistung des Kraftwerks beträgt heutzutage ca. 6.800 Megawatt. Der Bauzeitraum der Staumauer war 1933-1941, zu diesem Zeitpunkt war sie die größte Talsperre der Welt. Interessantes geschichtliches Detail: Ohne dies Staumauer hätte es die Atombombe der Amerikaner evtl. nicht gegeben. Die Elektrizität für die Plutoniumproduktion zur damaligen Atombombenproduktion, wurde hier produziert!
Ich fahre weiter über die nun flache und landwirtschaftlich genutzte (für den Motorradfahrer eher langweilige) Ebene und erreiche nach ca. 500km Gesamtstrecke die Stadt Spokane, ebenfalls im Bundesstaat Washington. Spokane ist die zweitgrößte Stadt in Washington mit ca. 200.000 Einwohnern und war 1974 Austragungsort des Weltausstellung Expo. Ich fahre durch die Stadt und parke für drei Dollar Gebühr am „River State Park“. Dieser kleine gepflegte Park liegt unmittelbar am durch die Stadt fließenden „Spokane River“. Der Fluss ist hier besonders schön anzusehen, da er sich hier über zwei Wasserfälle talwärts bewegt. Hier im Park ist auch noch der US-Pavillon zu ersehen welcher Teil der Weltausstellung 1974 war. Ich laufe ca. 45 Minuten durch den Park, dann bin ich koch gar. Es sind mittlerweile 27 Grad und ich laufe in Motorradkleidung herum, Jeder, der mir entgegenkommt ist dagegen sommerlich „kurz“ gekleidet. Nach ca. einer Stunde Aufenthalt in Spokane verlasse ich die Stadt in Richtung meines Tagesziels: Coeur d´Alene. Die Stadt ist am gleichnamigen See gelegen und bietet daher einen hohen Freizeitwert, die Stadt ist in den USA sehr beliebt als regionales Urlaubsziel. Ich fahre zum See, schaue mich ein wenig um und möchte den Abend bei nun fast 30 Grad Außentemperatur mit einem eiskalten Bier abschließen. Ich suche mir also einen „Liquor Store“ raus, fahre hin und frage nach Bier (da ich nur Unmengen von hochprozentigem in dem Laden finde). Die Verkäufer schauen mich verwundert an und geben mir den Hinweis, dass es Bier im „Supermarkt gegenüber“ gibt. Ah ja, anderer Bundesstaat (Idaho), andere Gesetze. Während es (so kenne ich es) in vielen US -Bundesstaaten Bier nur in den erwähnten „Liquor Stores“ gibt, ist es hier frei verkäuflich. Prost!
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