Donnerstag, 29. Mai 2025

Tag 6 => Der unsichtbare Dritte… => Rapid City/ South Dakota – “Badlands” – “Black Hills” – Edgemont/South Dakota

Mittwoch, 28.05.25
gefahrene Kilometer: 440 km


Heute Nacht hat es geregnet, die Wahl des Motels, anstelle eine erneute Nacht auf einem Campingplatz zu verbringen, war die richtige Entscheidung. Nach einem typisch amerikanischen Inklusiv-Frühstück im Hotel (Muffin vom Pappteller plus Kaffee) nutze ich den Vormittag um den „Badlands National Park“ zu besuchen. Ich fahre von Rapid City ca. 100km weiter in Richtung Osten über die „Interstate 90“ und bekomme schon mal einen Vorgeschmack, wie es ab hier dann die nächsten ca. 2.000 km aussieht. Es geht nur noch geradeaus, weites Grasland bis zum Horizont, die „Great Plains“ fangen hier so langsam an. Ich biege aber nach ca. einer Stunde Fahrt rechts ab und stehe nach wenigen Kilometern abseits der Autobahn vor dem Kassenhaus des Nationalparks. Niemand anwesend. Ein Schild informiert, das man für 30 Dollar ein Ticket online kaufen soll, oder im Besitz eines Jahrespasses oder im Besitz eines Tickets eines anderen Nationalparkes sein soll. Habe ich nicht noch das Ticket aus dem „Yellowstone Park“? Das ist sieben Tage gültig, so die Info auf dem Ticket. Alles klar, ich bin mir nicht ganz sicher, ob was wirklich gültig ist, aber ich lasse es mal drauf ankommen und spare 30 Dollar (Update: es hat mich hat im Nachhinein niemand mehr kontrolliert oder gefragt). Ich fahre durch den Nationalpark und halte an mehreren Aussichtspunkten an. Es ist heute sehr bewölkt, die Sonne kommt nur manchmal durch. Für die Fotos ist das nicht optimal, die Farben des kalkigen Bodens leuchten heute nicht so schön. Ich versuche den Moment zu erwischen, wenn die Sonne sich kurz blicken lässt um ein paar Erinnerungsfotos mit nach Hause zu nehmen. Die offizielle Beschreibung der Landschaft hier ist „Erosions-Landschaft“. Sehr weiches kalkiges Gestein, welches beim Anfassen sofort zerbröselt und vom Regen ausgewaschen wird. Daher auch die Bezeichnung der Ureinwohner für diese Gegend, da Landwirtschaft hier nicht möglich ist: „schlechtes Land“ = Badlands. Ich fahre ca. zwei Stunden durch den Park und fahre wieder in Richtung Westen nach „Rapid City“ zurück.

Programmpunkt Nr. 2 für den heutigen Tag ist „Mount Rushmore“. Das Mount Rushmore National Memorial zeigt die vier US- Präsidenten George Washington, Thomas Jefferson, Theodore Roosevelt und Abraham Lincoln. Die Fertigstellung erfolgte, nach 14 Jahren Bauzeit, im Jahr 1941. Dieses Ziel habe ich persönlich schon über 30 Jahre auf der Wunschliste. Seitdem ich das erste Mal den Hitchcock-Klassiker „Der unsichtbare Dritte“ von 1959 mit Cary Grant gesehen habe (die Schlussszene spielt am Mount Rushmore) wollte ich diesen Ort unbedingt mal live sehen. Schon während meiner allerersten USA Reise im Jahr 1994 hatte ich geplant „Mount Rushmore“ zu besuchen. Letztlich habe ich mich dann aber doch auf die Ziele an der Westküste konzentriert und „Mount Rushmore“ nicht besucht. Es liegt halt ein wenig fernab von den Standard-Touristenzielen an den Küsten. Nun ist es aber soweit. Kein Eintritt (ok, das Parkhaus kostet 10 Dollar) und mein erster Gedanke ist: ganz schön klein die Köpfe. Die Köpfe im Felsen sind zwar jeweils 18 Meter hoch, aber vom Besucherzentrum aus sieht man das nicht. Im TV oder auf Bildern wirkt das irgendwie größer, finde ich. Ich bleibe ca. eine Stunde und mache mich dann auf den Weg zum „Crazy Horse Memorial“, dem dritten Stopp des heutigen Tages.

Das Crazy Horse Memorial ist eine Skulptur, die ähnlich wie das Mount Rushmore National Memorial in einen Berg gehauen wird, jedoch um ein Vielfaches größer. Das Crazy Horse Memorial wird nicht mit staatlichen Geldern, sondern durch private Spenden und Eintrittsgelder finanziert. Mit dem Bau wurde dann 1948 begonnen, trotzdem ist bisher seit 1998 nur das Gesicht fertiggestellt. Ein Termin zur Fertigstellung ist nicht absehbar, es werden ca. weitere 100 Jahre veranschlagt. Viele Ureinwohner stehen dem Projekt kritisch gegenüber, sie weisen darauf hin, dass Crazy Horse sich nie fotografieren ließ, weil er nicht abgebildet werden wollte. In fertiger Form soll die Skulptur Crazy Horse auf einem Pferd sitzend und mit ausgestrecktem Arm nach Osten weisend zeigen.

Nach so viel „alten Steinen“ wird es Zeit wieder Motorrad zu fahren. Nur wenige Kilometer von den von mir besuchten Monumenten liegt der „Custer State Park“. Benannt wurde der Park nach „Lt. Colonel Custer“. Custer ist als Verlierer des Kampfes gegen die Stammeskrieger u.a. der Sioux und Cheyenne Juni 1876 am „Little Bighorn“ in die Geschichte eingegangen. Der „Custer State Park“ (20 Dollar Gebühr) bietet tolle Motorradstrecken. Mehrere 270 Grad Kurven sind im Park zu befahren. Teilweise sind die Tunnel einspurig (…für die dicken Pick-up hier eine echte Herausforderung). Der „Needles Highway“ im Park ist definitiv ein Highlight und bietet neben imposanten Felsformationen auch die ein oder andere Möglichkeit der Tierbeobachtung während der Fahrt.

Am Nachmittag verlasse ich die Region der „Black Hills“ in Richtung Süden. Auf einem kleinen Dorf namens „Edgemont“ (700 Einwohner) beziehe ich mein Motel. Warum hier? Weil es hier so schön ist? Nein, das Dorf ist günstig gelegen um meine morgige Anfahrt nach Denver zu verkürzen, außerdem sind Motels in „dörflichen Lagen“ meist günstiger als in den Städten. Habe ich gestern nicht noch von der Hotelqualität der „Microhotel“ Kette geschwärmt? Heute wieder das Gegenteil. Die „Travelodge“ ist so vom Typ „dunkle Holzpaneele von 1979“. Auf dem Zimmer erleuchten zwei 10 Watt Glühbirnen das Zimmer, ich muss die Lampenschirme abbauen, damit ich überhaupt was sehen kann in der Bude. Naja, sehen wir es positiv. Alles sauber, sehr bequemes Bett (gute Betten, das können die Amis) aber doch sehr „old Fashion“. Egal, Biker sind nicht anspruchsvoll…Gute Nacht!





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