Samstag, 31. Mai 2025

FAZIT zum Reiseabschnitt 4a => Vancouver/Kanada - Denver/Colorado/USA

Mit den letzten Stunden auf dem Boden der USA in Seattle (mein Rückflug führt mich über Seattle) wird es Zeit für ein Fazit. Während ich diese Zeilen schreibe darf ich, vom Flughafen aus, noch einen tollen Blick auf den Vulkan „Mount Rainer“ erleben. Der „Mount Rainer“ ist, mit 4.392 Metern, der dritthöchste Berg im Kernland der USA, außerhalb Alaskas. (…die 10 höchsten Berge der „Gesamt-USA“ befinden sich in Alaska).

Meine Zusammenfassung ist, wie immer nach jedem Reiseabschnitt, ein persönliches (subjektives) Fazit zur vorangegangenen Reise. Die Reihenfolge ist willkürlich gewählt und es besteht kein Anspruch auf Vollständigkeit


Die Strecke/die Straßen:


Diese Tour ging etwas außerhalb der normalen Touristenrouten entlang. Mein Hauptziel „Mount Rushmore“ ist schon wirklich ziemlich weit abseits, der üblichen Touristenrouten, gelegen. Dadurch bedingt war die Tour überwiegend nicht von großen touristischen Highlights (mal ausgenommen „Mount Rushmore“) geprägt, sondern eher von kleinen und eher sonst evtl. nicht so im Focus stehenden Dingen. Aber gerade das hat für mich den Reiz ausgemacht. Rückblickend fällt mir da z.B. der sehr imposant anzusehende „Grand Coulee“ Staudamm oder das toll gemachte Kunstwerk „Carhenge“ ein.

Die Strecke ging zu einem großen Teil durch die bergigen und grünen Regionen von Idaho, Montana und Wyoming. Ich habe versucht einen guten Kompromiss zwischen „Vorankommen“ (Autobahn) und „Entdecken“ (Landstraße) zu wählen. Überraschend war für mich, dass selbst die Autobahn (Interstate) in den erwähnten bergigen Regionen für mich immer einen interessanten Ausblick auf Strecke und Landschaft ermöglichte und es immer etwas neues zu erblicken gab und nie langweilig auf mich wirkte.

Mein Teil-Fazit zur Strecke: Es müssen nicht immer die Küsten der USA als Reiseziel sein. Wer Berge und „grün“ mag, ist auch in Wyoming und Montana gut aufgehoben. Positiver Nebeneffekt: Benzin und Hotels sind im Hinterland deutlich günstiger als an den Küsten. 


Das Wetter:


Die Tour startete Ende Mai, bis Mitte Mai hat es auf den Pässen des Yellowstone Parks“ noch geschneit. Auf den gesamten 3.500 km Strecke hat es für 30 Minuten (im Custer State Park) geregnet. Es war sonst immer trocken. Die große Temperaturspanne von ein Grand bis knapp 30 Grad Celsius, innerhalb eines Tages; waren allerdings herausfordernd was die Kleidung betrifft. Ich setze seit Jahren daher auf das „Zwiebelprinzip“ bei der Kleidung. Viele dünne bis mitteldicke Kleidungstücke mitzunehmen, deckt dabei einen großen Temperaturbereich ab und man kann sich somit im Laufe des Tages entsprechend an den Verlauf der Witterung anpassen. Das ich dabei 5-6 Lagen (T-Shirt, Langarmshirt, Sweatshirt, Jacke, Regenjacke), zumindest morgens zum Start der Tagestour, übereinander getragen habe war keine Seltenheit. Ich hatte zudem vier paar verschiedene Handschuhe dabei (von ganz dünn bis ganz dick) die ich zum Teil auch alle an einem Tag getragen habe.

Die Tage waren immer klar, der Himmel überwiegend blau. Die Straßen im „Yellowstone Park“ gehen bis auf fast 3.000 Meter Meereshöhe und werden nach dem Winter erst ca. Mitte Mai für den Straßenverkehr geöffnet. Ich hatte also echt „Schwein“ was das Wetter und somit auch die (trockenen) Straßenverhältnisse betraf.


Die Unterkünfte:


Hotels: Das ist in den USA immer so ein Thema. Das Thema „Qualität versus Kosten“ zieht sich ja hier durch alle meine Berichte bzw. Reiseabschnitte. Die USA ist, nach meiner nun mehrjährigen Erfahrung, überwiegend davon geprägt, dass es oft Hotels gibt die eigentlich immer nur von Jahr zu Jahr teurer werden, die aber nie renoviert werden und es einen Renovierungsstau von 20-40 Jahren gibt, oder es gibt Hotels, die eine gute Qualität bieten, aber beim Preis jenseits von „gut und Böse“ liegen. Erstaunlicherweise hatte ich auf dieser Reise (siehe Budget Eintrag weiter oben) da beste Hotel zum besten Preis/Leistungsverhältnis seit Beginn meiner Gesamtreise im Jahr 2019 (Rapid City…Neu, modernes Bad, preisgünstig), als auch das schlechteste (Seattle Flughafen…muffig, dreckig, mit Kakerlake im Zimmer) …und dabei hatten beide Hotels ungefähr den gleichen Preis von ca. 65 Euro. Die Erkenntnis: in den USA sagt der Preis eines Hotels NICHTS über die Hotel-Qualität aus.


Campingplätze: zwei Erfahrungen aus diesem Urlaub bezüglich der Campingplätze, es ist deutlich kommunikativer auf Campingplätzen als in Motels, man kommt deutlich schneller in Kontakt mit Zeltnachbarn, etc. Die zweite Erfahrung ist, dass Campingplätze in den USA in keiner Weise mehr günstig sind. 35 bis 40 Euro für ein Stück Wiese ist schon eine Ansage, zumal günstige Hotels auf dieser Reise nur ca. 20 Euro im Durchschnittspreis darüber lagen. Der KOA-Campingplatz „West Yellowstone“ war gut ausgestattet und die (kalte) Nacht dort war eine meiner intensivsten Campingerfahrungen der Letzen Jahre…und sich morgens bei Sonnenaufgang und klarem Himmel auf dem Gaskocher einen Kaffee zu kochen, ist immer wieder toll (auch wenn dies nur Campingfreunde nachempfinden können) 


Die Highlights:


Die bergigen und grünen Strecken durch Montana und Wyoming empfand ich als eine sehr angenehme Strecke. Das Durchfahren des „Yellowstone Parks“ bei sehr klarem Wetter und blauem Himmel mit den stark rauchenden (durch das kalte Wetter) Geysiren und heißen Quellen war wirklich toll anzusehen. Wobei, wie schon oben erwähnt, das durchfahren für mich einen größeren Stellenwert bot, als bei jedem „Touri-Spot“ im Park anzuhalten. Ein weiteres Highlight war für Mich das Fahren in den “Black Hills” in South Dakota. Nicht alpin, sondern eher so „Mittelgebirgs-Charakter“ bietet die Gegend dort viel auf kompaktem Raum. Man kann dort innerhalb kurzer Zeit viele Orte erreichen. Hervorheben möchte ich den „Custer State Park“ bzw. den dortigen „Needles Highway“. Auch war „Mount Rushmore“, aus meiner Sicht, definitiv die Reise dorthin wert. 


Generell:


3.500 km in sieben Fahrtagen, wie immer bei mir, viel Fahrtstrecke in kurzer Zeit. Ich mag dieses intensive Fahren. Mein Motto vor Ort war immer „Ich bin zum Fahren hier in den USA und nicht um ausgiebig Zeit mit Essen oder Kaffeetrinken zu verbringen“. Da ich diese Tour auch etwas anders gestalten wollte, als die Letzen Touren, habe ich zwei Dinge bei dieser Tour „anders“ durchgeführt: ich bin sehr früh aufgestanden und sehr früh losgefahren. Meist saß ich gegen 06:00 Uhr, spätestens um 07:00 Uhr auf dem Motorrad, zumindest wenn ich im Hotel übernachtet habe. Auf den Campingplätzen dauert das zusammenräumen etwas länger, da bin ich dann gegen 08:00 Uhr losgekommen. Die zweite Änderung gegenüber den vorherigen Touren war meine Ernährung: Ich habe „Burger und Co“ gänzlich weggelassen und viel im Picknickmodus aus meinem Motorradkoffer unterwegs ernährt. Das hatte den Vorteil, dass ich mich spontan und überall verpflegen konnte. Zusätzlich konnte ich mich ausgewogener und günstiger verpflegen. Insgesamt hat mir dieser „früh losfahren“ und „Picknick“ Modus gut gefallen. Muss man aber beides wollen bzw. mögen.


Das war´s:


Mit diesem Reiseabschnitt und nach ca. 30.000 Kilometern Strecke (mit drei verschiedenen Motorrädern) enden meine Touren in Nordamerika auf dem Abschnitt zwischen Alaska und Mexiko City.

Um den Kreis mit meinen anderen vorangegangen Touren schließen zu können, müsste ich nun noch ca. drei Tage in Richtung Süden an die mexikanische Grenze fahren, oder in Richtung Süd-West, dort wären z.B. Las Vegas, der Grand Canyon und der Südwesten innerhalb von drei Fahrtagen zu erreichen. Da ich aber schon mehrfach (ohne Motorrad) im Südwesten der USA war und die langen und kargen Strecken ohne Kurven im Südwesten der USA als Motorradstrecke eher für langweilig erachte, trete ich diese Etappe an meinen Kumpel Thomas ab. Wie oben schon an anderer Stelle erwähnt, wird Thomas „Lady Orange“ Ende 2025 in den Südwesten der USA und anschließend in Richtung Mexiko fahren. Ich werde dann wieder in Mexiko „einsteigen“ und von Mexiko City aus die weiteren (noch fehlenden) Touren, im Kontext „von Alaska bis Feuerland“ durch Mittel und Südamerika fahren.

Bleibt Neugierig!



 

Budget => lasst uns über Geld reden

Ich versuche, wie immer am Ende einer Reise, euch einen Anhaltspunkt zu geben, was mich der Spaß gekostet hat, bzw. mit welchen Kosten ihr bei einer vergleichbaren Reise rechnen könnt. Die Unterteilung der Kosten betrifft die vier Blöcke Unterkunft, Benzin, Ernährung und Sonderausgaben

Der Flug und das Motorrad sind NICHT mit in der Kostenaufstellung enthalten.

Fangen wir mit den Kosten für die Unterkünfte an. Ich habe während meiner Reise acht Übernachtungen benötigt, sechsmal habe ich in Hotels/Motels übernachtet, zweimal habe ich das Zelt ausgepackt und auf Campingplätzen übernachtet. Die Hotels hatten mal gute, mal miserable Qualität. Wie immer in den USA, hat die Hotelqualität die man(n) bekommt in keiner Weise etwas mit dem Preis zu tun. Ich hatte für 60-70 Euro pro Nacht tolle, relativ neue Hotels und ich hatte für den gleichen Preis abgeranzte Hotels, in denen seit 30-40 Jahren nichts investiert wurde und in denen es meine Frau keine fünf Minuten aushalten würde. Merke: der Preis sagt überhaupt nichts über die Qualität der Hotels aus. Die Campingplätze haben im Preis in den letzten Jahren auch gut zugelegt. 35 bis 40 Euro im Schnitt haben sie auf meiner Reise gekostet. Unter dem „Strich“ stehen letztlich ein Durchschnittspreis von 60 Euro für Übernachtungen auf dieser Tour... Das hat nur funktioniert, da ich mehrfach, in den Monaten vor der Reise, „sportlich“, teilweise mehrfach, umgebucht habe und teilweise auch auf Lagen auf Dörfern und den Stadtrand ausgewichen bin. Im Bezug auf die Preisentwicklung in den USA der letzten Jahre ist dieser Durchschnittspreis sehr günstig. Positiv zahlt auf diesen Punkt natürlich auch ein, dass der Eurokurs im Bezug zum Dollar aktuell sehr gut ist und dass die Reise zum Teil überwiegend abseits der Haupt-Touristenrouten erfolgt ist. Auch war ich sehr früh in der Saison unterwegs und bewege mich somit noch in der Vorsaison.

Thema Benzin: ich habe während dieser Tour ca. 160 Euro für Benzin „investiert. Die Gesamtstrecke betrug ca. 3.500 km. Die Kawasaki hat im Schnitt 5,5 Liter pro 100 Kilometer verbraucht, so das letztlich ein Durchschnittspreis von ca. 83 Eurocent pro Liter Benzin auf der Rechnung steht. Das ist wirklich preiswert und ergibt Tageskosten von 20 Euro für Benzin

Kommen wir zur Verpflegung. Ich wollte auf dieser Reise mal was Neues ausprobieren und habe mal bewusst auf „Burger und Co“ verzichtet und mich ausschließlich aus meinem Motorradkoffer ernährt. Ich habe somit ich in Supermärkten versorgt. In Summe war die Ernährung somit ausgewogener und es hat auch noch Geld gespart, da die einschlägigen Burgerketten in den Letzen Jahren auch ziemlich teuer geworden sind. In Summe stand so (nur) 15 Euro pro Tag als Durchschnittspreis auf meiner Gesamtrechnung.

Letzter Punkt sind die Sonderausgaben: Hier sind u.a. die Eintrittsgelder für die Parks (Custer und Yellowstone) und die beiden Uber-Taxi Fahrten vor der Motorradabholung und nach der Motorradabgabe enthalten. Die Uber-Taxis waren nicht ganz billig, da die Fahrten jeweils eine Stunde gedauert haben. Insgesamt stehen somit relativ teure 20 Euro pro Tag im Schnitt auf „dem Zettel

Macht im Ergebnis ca. 115 Euro im Schnitt pro Tag an Ausgaben über die gesamte Reise. Damit bewege ich mich knapp unter dem gesamten Schnitt der letzten Touren (im Schnitt waren es bisher ca. 120 Euro pro Tag). 

 


 

Freitag, 30. Mai 2025

Tag 7 => Sommerpause für “Lady orange” => Edgemont/ South Dakota – Denver/Colorado

Donnerstag, 29.05.25
gefahrene Kilometer: 640 km

Der letzte Fahrtag hat begonnen. Bei strahlendem Sonnenschein starte ich wieder sehr früh, da ich pünktlich am Nachmittag in Denver, zur Abgabe bzw. Einlagerung des Motorrades, sein muss. Ich fahre Landstraßen nach Vorgabe meines Navis. Überraschenderweise sind da auch sehr kleine Landstraßen ohne festen Straßenbelag dabei. Sandig und teilweise geschottert kommen so ca. 50 km von diesen Straßen der untersten Kategorie zusammen. Ich wundere mich ein wenig über den Zustand dieser offiziellen Straßen, aber im Bundesstaat Nebraska, wo ich mich mittlerweile befinde, scheint das für den Durchgangsverkehr eine normal nutzbare Straße zu sein.

Ich habe noch einen Ausflug in meine heute Tagesstrecke eingebaut. „Carhenge“
Bezugnehmend auf den Ort „Stonehenge“ in England und dessen im Kreis formierten Steinsäulen, hat ein Künstler hier diesen Ort mit Autowracks nachgebaut. Als ich den Ort erreiche muss ich laut lachen. Echt witzig anzusehen, laut Beschreibung sollen die Autowracks sogar so formiert sein wie die Steine in England. Eine echt coole Idee. Der Eintritt ist frei, ich bleibe eine halbe Stunde und mache mich auf den Weg, um die Letzen 400 km dieses Urlaubs zu fahren.

Nach einigen kurzen Tank -und Kaffeepausen erreiche ich Denver. Ich komme aus Richtung Norden, muss aber in den Süden der Stadt. Heißt: einmal durch. Ich treffe voll den Feierabendverkehr und stehe auf der zehnspurigen (fünf je Richtung) Stadtautobahn im Stau. Zähes „Stopp and Go“ auf ca. 30 Kilometern Strecke. Da nehmen sich die US-Städte alle nichts. Ich kenne das bereits z.B. aus Los Angeles oder Houston. Endlos viele Fahrspuren, aber trotzdem endlos viel Stau. Gegen 16:00 Uhr erreiche ich das Motorradgeschäft von „Colorado Motorcycle Adventures“. Ich stehe mit den Betreibern schön länger per E-Mail in Kontakt und habe mich natürlich angemeldet. Ich werde schon erwartet, Curt begrüßt mich. Jetzt brauche ich ca. 30 Minuten um vom Motorradfahrer wieder zum „normalen“ Fußgänger zu werden. Ich packe meine Falt-Reisetasche aus und stopfe, alles das, was nicht am Motorrad bleiben soll hinein, um es wieder mit nach Hause zu nehmen.

Nach meiner Umpack-Aktion erledigen wir noch ein wenig Papierkram, ich bezahle die Unterstellung für die nächsten Monate und gebe noch einige Reparaturen in Auftrag. Die Kawasaki benötigt dringend neue Reifen. Die Reifen vom Typ „Heidenau K60“ sind nach ca. 16.000 km „runter“. Sie haben von Whitehorse im Yukon bis hierher gehalten und haben ihren Dienst mehr als erfüllt. Ich fahre auch zuhause seit Jahren überwiegend Heidenau-Reifen, die Haltbarkeit überrascht mich immer wieder. Faktor zwei beim Thema Haltbarkeit, im Vergleich zu anderen Marken, liegt immer locker drin. Leider kann Curt keine Heidenau Reifen organisieren, die Kawasaki bekommt nun einen Satz „Motoz Tractionator GPS“. Das ist eine australische Reifenmarke, die in den USA sehr verbreitet ist und Curt bestätigt mir seinerseits die guten Erfahrungen und die lange Haltbarkeit. Des Weiteren bekommt „Lady orange“ noch einen neuen Kettensatz. Ein Ölwechsel wäre zwar noch nicht unbedingt fällig, aber wenn „Lady orange“ schon mal in der Werkstatt steht, gebe ich das auch gleich mit in Auftrag.

Somit ist die „KLR 650“ im Herbst wieder „frisch“ für neue Abenteuer. Stand heute (Mai 2025) ist der Plan, dass mein Kumpel Thomas dann wieder als „Überführungsfahrer“ agiert, und die Maschine hier in Denver nach der „Motorrad-Frischzellenkur“ wieder abholt. Ihr kennt Thomas schon vom „Reiseabschnitt 3“, als er im Juli 2022 „Lady Blue“ von Whitehorse nach Vancouver überführt hat. Thomas wird dann im November 2025 „Lady orange“ von Denver aus in Richtung Mexiko überführen, wo ich dann vermutlich in 2027 wieder „einsteige“. Im Zeitraum dazwischen wird sie wieder bei Matthias in „San Miguel de Allende“ stehen.

Nach ca. einer Stunde sind alle Formalitäten erledigt. Ich schaue mir noch kurz die Werkstatt von „Colorado Motorcycle Adventures“ an, bestelle mir dann ein Uber-Taxi, und quäle mich (…Schneckentempo) durch Denvers Feierabendverkehr in mein Hotel am Flughafen.

Jetzt bin ich wieder ein normaler Tourist…ab sofort befinde ich mich auf dem Rückweg nach Hause.






Donnerstag, 29. Mai 2025

Tag 6 => Der unsichtbare Dritte… => Rapid City/ South Dakota – “Badlands” – “Black Hills” – Edgemont/South Dakota

Mittwoch, 28.05.25
gefahrene Kilometer: 440 km


Heute Nacht hat es geregnet, die Wahl des Motels, anstelle eine erneute Nacht auf einem Campingplatz zu verbringen, war die richtige Entscheidung. Nach einem typisch amerikanischen Inklusiv-Frühstück im Hotel (Muffin vom Pappteller plus Kaffee) nutze ich den Vormittag um den „Badlands National Park“ zu besuchen. Ich fahre von Rapid City ca. 100km weiter in Richtung Osten über die „Interstate 90“ und bekomme schon mal einen Vorgeschmack, wie es ab hier dann die nächsten ca. 2.000 km aussieht. Es geht nur noch geradeaus, weites Grasland bis zum Horizont, die „Great Plains“ fangen hier so langsam an. Ich biege aber nach ca. einer Stunde Fahrt rechts ab und stehe nach wenigen Kilometern abseits der Autobahn vor dem Kassenhaus des Nationalparks. Niemand anwesend. Ein Schild informiert, das man für 30 Dollar ein Ticket online kaufen soll, oder im Besitz eines Jahrespasses oder im Besitz eines Tickets eines anderen Nationalparkes sein soll. Habe ich nicht noch das Ticket aus dem „Yellowstone Park“? Das ist sieben Tage gültig, so die Info auf dem Ticket. Alles klar, ich bin mir nicht ganz sicher, ob was wirklich gültig ist, aber ich lasse es mal drauf ankommen und spare 30 Dollar (Update: es hat mich hat im Nachhinein niemand mehr kontrolliert oder gefragt). Ich fahre durch den Nationalpark und halte an mehreren Aussichtspunkten an. Es ist heute sehr bewölkt, die Sonne kommt nur manchmal durch. Für die Fotos ist das nicht optimal, die Farben des kalkigen Bodens leuchten heute nicht so schön. Ich versuche den Moment zu erwischen, wenn die Sonne sich kurz blicken lässt um ein paar Erinnerungsfotos mit nach Hause zu nehmen. Die offizielle Beschreibung der Landschaft hier ist „Erosions-Landschaft“. Sehr weiches kalkiges Gestein, welches beim Anfassen sofort zerbröselt und vom Regen ausgewaschen wird. Daher auch die Bezeichnung der Ureinwohner für diese Gegend, da Landwirtschaft hier nicht möglich ist: „schlechtes Land“ = Badlands. Ich fahre ca. zwei Stunden durch den Park und fahre wieder in Richtung Westen nach „Rapid City“ zurück.

Programmpunkt Nr. 2 für den heutigen Tag ist „Mount Rushmore“. Das Mount Rushmore National Memorial zeigt die vier US- Präsidenten George Washington, Thomas Jefferson, Theodore Roosevelt und Abraham Lincoln. Die Fertigstellung erfolgte, nach 14 Jahren Bauzeit, im Jahr 1941. Dieses Ziel habe ich persönlich schon über 30 Jahre auf der Wunschliste. Seitdem ich das erste Mal den Hitchcock-Klassiker „Der unsichtbare Dritte“ von 1959 mit Cary Grant gesehen habe (die Schlussszene spielt am Mount Rushmore) wollte ich diesen Ort unbedingt mal live sehen. Schon während meiner allerersten USA Reise im Jahr 1994 hatte ich geplant „Mount Rushmore“ zu besuchen. Letztlich habe ich mich dann aber doch auf die Ziele an der Westküste konzentriert und „Mount Rushmore“ nicht besucht. Es liegt halt ein wenig fernab von den Standard-Touristenzielen an den Küsten. Nun ist es aber soweit. Kein Eintritt (ok, das Parkhaus kostet 10 Dollar) und mein erster Gedanke ist: ganz schön klein die Köpfe. Die Köpfe im Felsen sind zwar jeweils 18 Meter hoch, aber vom Besucherzentrum aus sieht man das nicht. Im TV oder auf Bildern wirkt das irgendwie größer, finde ich. Ich bleibe ca. eine Stunde und mache mich dann auf den Weg zum „Crazy Horse Memorial“, dem dritten Stopp des heutigen Tages.

Das Crazy Horse Memorial ist eine Skulptur, die ähnlich wie das Mount Rushmore National Memorial in einen Berg gehauen wird, jedoch um ein Vielfaches größer. Das Crazy Horse Memorial wird nicht mit staatlichen Geldern, sondern durch private Spenden und Eintrittsgelder finanziert. Mit dem Bau wurde dann 1948 begonnen, trotzdem ist bisher seit 1998 nur das Gesicht fertiggestellt. Ein Termin zur Fertigstellung ist nicht absehbar, es werden ca. weitere 100 Jahre veranschlagt. Viele Ureinwohner stehen dem Projekt kritisch gegenüber, sie weisen darauf hin, dass Crazy Horse sich nie fotografieren ließ, weil er nicht abgebildet werden wollte. In fertiger Form soll die Skulptur Crazy Horse auf einem Pferd sitzend und mit ausgestrecktem Arm nach Osten weisend zeigen.

Nach so viel „alten Steinen“ wird es Zeit wieder Motorrad zu fahren. Nur wenige Kilometer von den von mir besuchten Monumenten liegt der „Custer State Park“. Benannt wurde der Park nach „Lt. Colonel Custer“. Custer ist als Verlierer des Kampfes gegen die Stammeskrieger u.a. der Sioux und Cheyenne Juni 1876 am „Little Bighorn“ in die Geschichte eingegangen. Der „Custer State Park“ (20 Dollar Gebühr) bietet tolle Motorradstrecken. Mehrere 270 Grad Kurven sind im Park zu befahren. Teilweise sind die Tunnel einspurig (…für die dicken Pick-up hier eine echte Herausforderung). Der „Needles Highway“ im Park ist definitiv ein Highlight und bietet neben imposanten Felsformationen auch die ein oder andere Möglichkeit der Tierbeobachtung während der Fahrt.

Am Nachmittag verlasse ich die Region der „Black Hills“ in Richtung Süden. Auf einem kleinen Dorf namens „Edgemont“ (700 Einwohner) beziehe ich mein Motel. Warum hier? Weil es hier so schön ist? Nein, das Dorf ist günstig gelegen um meine morgige Anfahrt nach Denver zu verkürzen, außerdem sind Motels in „dörflichen Lagen“ meist günstiger als in den Städten. Habe ich gestern nicht noch von der Hotelqualität der „Microhotel“ Kette geschwärmt? Heute wieder das Gegenteil. Die „Travelodge“ ist so vom Typ „dunkle Holzpaneele von 1979“. Auf dem Zimmer erleuchten zwei 10 Watt Glühbirnen das Zimmer, ich muss die Lampenschirme abbauen, damit ich überhaupt was sehen kann in der Bude. Naja, sehen wir es positiv. Alles sauber, sehr bequemes Bett (gute Betten, das können die Amis) aber doch sehr „old Fashion“. Egal, Biker sind nicht anspruchsvoll…Gute Nacht!





Mittwoch, 28. Mai 2025

Tag 5 => Lasershow! => Cody/ Wyoming – Rapid City/ South Dakota

Dienstag, 27.05.25
gefahrene Kilometer: 690 km

Mit dem ersten Sonnenlicht fängt für mich der Tag an. Es ist 06:00 Uhr, als ich den Gaskocher starte um den Tag mit einem heißen Instantkaffee beginnen zu können. Die Nacht war deutlich wärmer als gestern, obwohl der Campingplatz in Cody auf gut 1.600 Metern über dem Meer liegt. Das Beste ist aber, das es nicht feucht ist, auf dem Zelt und auf dem Motorrad ist kein Tau der Nacht sichtbar. So kann ich das Zelt incl. Zubehör trocken verpacken. Gegen 08:00 Uhr, starte ich die heutige, knapp. 700 km lange Tagesetappe. Ziel heute sind die „Black Hills“, bzw. die Stadt „Rapid City“ in Soth Dakota. Die „Black Hills“ sind eine Art Mittelgebirge, welches östlich der „Rocky Mountains“ und westlich der großen weiten Flächen („Great Plains“) des mittleren Westens, liegt

Bereits im ersten Ort nach Cody „erwischt es mich“. Ich halte an einer Tankstelle, schaue eher zufällig in den Rückspiegel und sehe dicht hinter mir, mit blinkemden Blau/Rotlicht, die Highway Police. Jeder kennt das ja aus amerikanischen Spielfilmen, wenn die US-Polizei so hinter einem steht, heißt das: ANHALTEN! Der Officer steigt aus und teilt mir mit, dass er mich „gelasert“ hat und das ich in der Ortschaft in einer „45 Meilen pro Stunde“ Zone, ca. 10 Meilen (16 km/h) zu schnell gefahren bin. Er fragt die üblichen Dinge, woher ich komme, wohin ich fahre und bittet mich um Erklärung warum ich als deutscher Tourist ein Motorrad aus Alaska fahre. Der Officer verlangt von mir den deutschen Führerschein und die US-Zulassungsbescheinigung der Kawasaki, geht zurück in sein Polizeifahrzeug und überprüft online die Richtigkeit der Zulassung. Nun überkommt mich ein mulmiges Gefühl. Ist mit der Zulassung alles in Ordnung? Immerhin steht nicht MEINE Adresse in der Zulassung, sondern nur IRGENDEINE Adresse (in diesem Fall ist es -in Alaska ist das erlaubt- die Adresse des Händlers wo ich das Motorrad gekauft habe). Interessanterweise fragt er nicht nach meiner Versicherung. Dazu muss man wissen, dass man, im Gegenteil zu Deutschland, in den USA ein Fahrzeug auch ohne Versicherung anmelden (registrieren) kann, da in den USA nicht das Fahrzeug (wie in Deutschland) sondern der Fahrer versichert ist. Nach ca. fünf Minuten kommt der Officer zu mir zurück und gibt mir meine Zulassungsbescheinigung zurück. Es sei alles in Ordnung und ich möge mich doch bitte zukünftig an die Geschwindigkeitsbegrenzungen halten. Ich darf, ohne Zahlung einer Strafgebühr, weiterfahren. Danke dafür an die „Highway Patrol Montana“, auch für die zuvorkommende und nette Behandlung.

Jetzt aber weiter. Ich fahre heute wieder überwiegend kleinere Highways (die dann so ähnlich unserer Bundesstraßen sind) und noch kleinere Landstraßen. Die Landschaften wechseln sich ab. Anfänglich weites Grasland, wo Rinder weiden. Riesige selbstfahrende Bewässerungssysteme für die Weiden prägen die Landschaft. Schilder am Straßenrand mit dem Hinweis „Beef Country“ und „Eat Beef“ weisen deutlich darauf hin, was hier Produkt Nr.1 in der Region ist: Rindfleisch! Vegetarier haben es hier schwer…

Nach ca. 200 km Fahrtstrecke durchquere ich die „Bighorn Mountains“. Nun wird es wieder ziemlich bergig, ein gut 2.800 Meter hoher Pass muss überquert werden und „oben“ wird es wieder ziemlich frisch incl. Schnee auf den Gipfeln. Bei wenigen Grad Celsius im Plusbereich sehne ich mich nach der „Abfahrt“ wieder runter in die weite Ebene. Ich werde erhört, es geht wieder abwärts und nach ca. 500 km Tagesstrecke verlasse ich die Berge und erreiche, nun wieder bei angenehmen 20 Grad Außentemperatur, die Interstate 90. Nun noch ca. 100 km Autobahn, dann erreiche ich die „Black Hills“.

Ich verlasse die Autobahn und durchquere das Norden dieses Gebirges. Sehr angenehm zufahren, nicht alpin, eher leicht hügelig. Die Wiesen sind saftig grün und Kiefernduft liegt in der Luft. Nach meiner Meinung nach müssten die Berge eigentlich „Red Hills“ heißen, da die Berge, angestrahlt durch die tiefstehende Sonne, in sattem rot leuchten. Auf meinem Weg durch die Berge schaue ich mir noch den „Devils Tower“ an. Eine turmartige Steinsäule die ca. 265 Meter aus der Landschaft herausragt. Schon vor Urzeiten als Landmarker genutzt, dient der „Stein“ heutzutage im Sommer hunderten Kletterern als „Objekt der Begierde“. Übrigens ist der „Devils Tower“ im Jahr 1906 als erstes US „National Monument“ ausgewiesen worden (..und diente 1977 im Spielberg Film „Die unheimliche Begegnung der dritten Art“ als Drehort).

Ein paar Kilometer weiter liegt der geographische Mittelpunkt der USA. Eine kleine unscheinbare Tafel an der Straße gelegen in einem Mini-Museum. Ok, war jetzt nicht geplant, aber wenn ich schon mal in der Nähe bin, fahre ich natürlich hin. Ich habe keine Ahnung wie die das messen (auch im Bezug auf Hawaii und Alaska) aber offiziell ist es die Mitte. Ein Kurzes Foto und weiter. Genau gegenüber erblicke ich dann die günstigste Tankstelle auf meiner bisherigen Reise. Bei dem aktuellen recht attraktiven Dollarkurs zum Euro (Stand: Mai 2025 => 1 Dollar = 88 Eurocent bzw. 1 Euro = 1,14 Dollar) und auf Liter umgerechnet, werden hier 62 Eurocent pro Liter verlangt. Das heißt natürlich für mich: hier volltanken!

50 km weiter liegt der Ort Sturgis/ South Dakota. Ich denke fast jeder Motorradfahrer kennt diesen Ort. Sturgis hat nur ca. 7.000 Einwohner, aber einmal im Jahr (meist in der ersten Augustwoche) ist die die Hölle los. Sturgis ist bekannt für die jährliche (seit 1938!) „Sturgis Motorcycle Rally“ (wobei der Begriff Rally in den USA nicht für ein Rennen, sondern nur für ein „Treffen“ steht) , mit ca. einer halben Million Besuchern. Neben der „Daytona Beach Bike Week“ in Florida ist sie die größte Motorradveranstaltung der Welt. Während der Veranstaltung heißt es dann in Sturgis „sehen und gesehen werden“. Auf der Hauptstraße (Main Street) steht dann Motorrad an Motorrad (übrigens zu 90% der Marke Harley Davidson) und die Hotelpreise explodieren. Während meines Besuches hier und heute, ist es ungefähr hier so wie auf dem Ballermann in Arenal im Winter…tote Hose.

Nach 690 km Tagesstrecke erreiche ich „Rapid City“ und beziehe mein Hotel namens „Rapid City Microhotel“. DIE Überraschung schlechthin. Neu, modern, gut ausgestattet und günstig. Wurde mein Gemecker der letzten Jahre über die mindere Hotelqualität zu gesalzenen Preisen etwa erhört? Das beste Hotel für mich in den USA seit Jahren. Allerdings spielen hier sicherlich die Vorsaison und ein aktuell guter Eurokurs zum Dollar auch eine Rolle. 62 Euro pro Nacht, sehr fair. Die Hotelkette muss ich mir merken.

Ich bereite mir im Hotelzimmer noch ein Abendessen mit einer Instantsuppe zu (der Kaffeeautomat in der Lobby spendet heißes Wasser), schaue ein wenig „US True Crime“ Serien im TV und gegen 21:00 Uhr gehen dann im Hotelzimmer und bei mir (das frühe Aufstehen der letzten Tage fordert seinen Tribut) die Lichter aus…