Mit den letzten Stunden auf dem Boden der USA in Seattle (mein Rückflug führt mich über Seattle) wird es Zeit für ein Fazit. Während ich diese Zeilen schreibe darf ich, vom Flughafen aus, noch einen tollen Blick auf den Vulkan „Mount Rainer“ erleben. Der „Mount Rainer“ ist, mit 4.392 Metern, der dritthöchste Berg im Kernland der USA, außerhalb Alaskas. (…die 10 höchsten Berge der „Gesamt-USA“ befinden sich in Alaska).
Meine Zusammenfassung ist, wie immer nach jedem Reiseabschnitt, ein persönliches (subjektives) Fazit zur vorangegangenen Reise. Die Reihenfolge ist willkürlich gewählt und es besteht kein Anspruch auf Vollständigkeit
Die Strecke/die Straßen:
Diese Tour ging etwas außerhalb der normalen Touristenrouten entlang. Mein Hauptziel „Mount Rushmore“ ist schon wirklich ziemlich weit abseits, der üblichen Touristenrouten, gelegen. Dadurch bedingt war die Tour überwiegend nicht von großen touristischen Highlights (mal ausgenommen „Mount Rushmore“) geprägt, sondern eher von kleinen und eher sonst evtl. nicht so im Focus stehenden Dingen. Aber gerade das hat für mich den Reiz ausgemacht. Rückblickend fällt mir da z.B. der sehr imposant anzusehende „Grand Coulee“ Staudamm oder das toll gemachte Kunstwerk „Carhenge“ ein.
Die Strecke ging zu einem großen Teil durch die bergigen und grünen Regionen von Idaho, Montana und Wyoming. Ich habe versucht einen guten Kompromiss zwischen „Vorankommen“ (Autobahn) und „Entdecken“ (Landstraße) zu wählen. Überraschend war für mich, dass selbst die Autobahn (Interstate) in den erwähnten bergigen Regionen für mich immer einen interessanten Ausblick auf Strecke und Landschaft ermöglichte und es immer etwas neues zu erblicken gab und nie langweilig auf mich wirkte.
Mein Teil-Fazit zur Strecke: Es müssen nicht immer die Küsten der USA als Reiseziel sein. Wer Berge und „grün“ mag, ist auch in Wyoming und Montana gut aufgehoben. Positiver Nebeneffekt: Benzin und Hotels sind im Hinterland deutlich günstiger als an den Küsten.
Das Wetter:
Die Tour startete Ende Mai, bis Mitte Mai hat es auf den Pässen des Yellowstone Parks“ noch geschneit. Auf den gesamten 3.500 km Strecke hat es für 30 Minuten (im Custer State Park) geregnet. Es war sonst immer trocken. Die große Temperaturspanne von ein Grand bis knapp 30 Grad Celsius, innerhalb eines Tages; waren allerdings herausfordernd was die Kleidung betrifft. Ich setze seit Jahren daher auf das „Zwiebelprinzip“ bei der Kleidung. Viele dünne bis mitteldicke Kleidungstücke mitzunehmen, deckt dabei einen großen Temperaturbereich ab und man kann sich somit im Laufe des Tages entsprechend an den Verlauf der Witterung anpassen. Das ich dabei 5-6 Lagen (T-Shirt, Langarmshirt, Sweatshirt, Jacke, Regenjacke), zumindest morgens zum Start der Tagestour, übereinander getragen habe war keine Seltenheit. Ich hatte zudem vier paar verschiedene Handschuhe dabei (von ganz dünn bis ganz dick) die ich zum Teil auch alle an einem Tag getragen habe.
Die Tage waren immer klar, der Himmel überwiegend blau. Die Straßen im „Yellowstone Park“ gehen bis auf fast 3.000 Meter Meereshöhe und werden nach dem Winter erst ca. Mitte Mai für den Straßenverkehr geöffnet. Ich hatte also echt „Schwein“ was das Wetter und somit auch die (trockenen) Straßenverhältnisse betraf.
Die Unterkünfte:
Hotels: Das ist in den USA immer so ein Thema. Das Thema „Qualität versus Kosten“ zieht sich ja hier durch alle meine Berichte bzw. Reiseabschnitte. Die USA ist, nach meiner nun mehrjährigen Erfahrung, überwiegend davon geprägt, dass es oft Hotels gibt die eigentlich immer nur von Jahr zu Jahr teurer werden, die aber nie renoviert werden und es einen Renovierungsstau von 20-40 Jahren gibt, oder es gibt Hotels, die eine gute Qualität bieten, aber beim Preis jenseits von „gut und Böse“ liegen. Erstaunlicherweise hatte ich auf dieser Reise (siehe Budget Eintrag weiter oben) da beste Hotel zum besten Preis/Leistungsverhältnis seit Beginn meiner Gesamtreise im Jahr 2019 (Rapid City…Neu, modernes Bad, preisgünstig), als auch das schlechteste (Seattle Flughafen…muffig, dreckig, mit Kakerlake im Zimmer) …und dabei hatten beide Hotels ungefähr den gleichen Preis von ca. 65 Euro. Die Erkenntnis: in den USA sagt der Preis eines Hotels NICHTS über die Hotel-Qualität aus.
Campingplätze: zwei Erfahrungen aus diesem Urlaub bezüglich der Campingplätze, es ist deutlich kommunikativer auf Campingplätzen als in Motels, man kommt deutlich schneller in Kontakt mit Zeltnachbarn, etc. Die zweite Erfahrung ist, dass Campingplätze in den USA in keiner Weise mehr günstig sind. 35 bis 40 Euro für ein Stück Wiese ist schon eine Ansage, zumal günstige Hotels auf dieser Reise nur ca. 20 Euro im Durchschnittspreis darüber lagen. Der KOA-Campingplatz „West Yellowstone“ war gut ausgestattet und die (kalte) Nacht dort war eine meiner intensivsten Campingerfahrungen der Letzen Jahre…und sich morgens bei Sonnenaufgang und klarem Himmel auf dem Gaskocher einen Kaffee zu kochen, ist immer wieder toll (auch wenn dies nur Campingfreunde nachempfinden können)
Die Highlights:
Die bergigen und grünen Strecken durch Montana und Wyoming empfand ich als eine sehr angenehme Strecke. Das Durchfahren des „Yellowstone Parks“ bei sehr klarem Wetter und blauem Himmel mit den stark rauchenden (durch das kalte Wetter) Geysiren und heißen Quellen war wirklich toll anzusehen. Wobei, wie schon oben erwähnt, das durchfahren für mich einen größeren Stellenwert bot, als bei jedem „Touri-Spot“ im Park anzuhalten. Ein weiteres Highlight war für Mich das Fahren in den “Black Hills” in South Dakota. Nicht alpin, sondern eher so „Mittelgebirgs-Charakter“ bietet die Gegend dort viel auf kompaktem Raum. Man kann dort innerhalb kurzer Zeit viele Orte erreichen. Hervorheben möchte ich den „Custer State Park“ bzw. den dortigen „Needles Highway“. Auch war „Mount Rushmore“, aus meiner Sicht, definitiv die Reise dorthin wert.
Generell:
3.500 km in sieben Fahrtagen, wie immer bei mir, viel Fahrtstrecke in kurzer Zeit. Ich mag dieses intensive Fahren. Mein Motto vor Ort war immer „Ich bin zum Fahren hier in den USA und nicht um ausgiebig Zeit mit Essen oder Kaffeetrinken zu verbringen“. Da ich diese Tour auch etwas anders gestalten wollte, als die Letzen Touren, habe ich zwei Dinge bei dieser Tour „anders“ durchgeführt: ich bin sehr früh aufgestanden und sehr früh losgefahren. Meist saß ich gegen 06:00 Uhr, spätestens um 07:00 Uhr auf dem Motorrad, zumindest wenn ich im Hotel übernachtet habe. Auf den Campingplätzen dauert das zusammenräumen etwas länger, da bin ich dann gegen 08:00 Uhr losgekommen. Die zweite Änderung gegenüber den vorherigen Touren war meine Ernährung: Ich habe „Burger und Co“ gänzlich weggelassen und viel im Picknickmodus aus meinem Motorradkoffer unterwegs ernährt. Das hatte den Vorteil, dass ich mich spontan und überall verpflegen konnte. Zusätzlich konnte ich mich ausgewogener und günstiger verpflegen. Insgesamt hat mir dieser „früh losfahren“ und „Picknick“ Modus gut gefallen. Muss man aber beides wollen bzw. mögen.
Das war´s:
Mit diesem Reiseabschnitt und nach ca. 30.000 Kilometern Strecke (mit drei verschiedenen Motorrädern) enden meine Touren in Nordamerika auf dem Abschnitt zwischen Alaska und Mexiko City.
Um den Kreis mit meinen anderen vorangegangen Touren schließen zu können, müsste ich nun noch ca. drei Tage in Richtung Süden an die mexikanische Grenze fahren, oder in Richtung Süd-West, dort wären z.B. Las Vegas, der Grand Canyon und der Südwesten innerhalb von drei Fahrtagen zu erreichen. Da ich aber schon mehrfach (ohne Motorrad) im Südwesten der USA war und die langen und kargen Strecken ohne Kurven im Südwesten der USA als Motorradstrecke eher für langweilig erachte, trete ich diese Etappe an meinen Kumpel Thomas ab. Wie oben schon an anderer Stelle erwähnt, wird Thomas „Lady Orange“ Ende 2025 in den Südwesten der USA und anschließend in Richtung Mexiko fahren. Ich werde dann wieder in Mexiko „einsteigen“ und von Mexiko City aus die weiteren (noch fehlenden) Touren, im Kontext „von Alaska bis Feuerland“ durch Mittel und Südamerika fahren.
Bleibt Neugierig!